Unter-haltung. Etwas, das einen von unten hält und auffängt, wenn man fällt.
Etwas auf dem man bauen kann, auf das man sich verlassen kann. Warum will man sich eigentlich verlassen? Lässt es sich dort wo man ist, bei sich, an seiner Stelle in der Welt, so schlecht sein? Ist einem dort etwa unwohl, all-so, dass man fliehen will? Und verlassen wofür, wohin? An einen Ort, an dem einem wohler ist vielleicht. Ein Ort der Ruhe, ein Ort des Friedens, ein Ort der Freude vielleicht. Ein wohltuender Ort. Ein Heim. Weil man sich selber dieser Ort nicht ist, weil man selbst nicht diese Ruhe, diesen Frieden, diese Freude in sich hat. Ober besser noch, weil man diese Dinge in sich nicht zu-lässt, nicht hinein-lässt; also ver-lässt man und sucht sie außerhalb von sich. Man ist außer sich, selbstlos, leblos und sucht sein Heim anderswo. Man wird Heim-suchender, man sucht andere heim. Man siedelt sich auf ihnen an. Baut auf ihnen. Sie dienen einem als Fundament, als Unterhalt. Und auf ihnen, auf sie, verlässt man sich nun, denn sie unterhalten einen gut. Besser als man sich selbst dazu im Stande zu sein vorstellt. Kann das Teil einer größeren Gesundheit sein?
Einst kehrte ein Wanderer in ein Dorf ein. Am Abend in der Schenke fragten ihn neugierige Dorfbewohner, auf gute Unterhaltung hoffend:
„Wirst du nicht dem ständigen Wandel, der andauernden Veränderung manchmal überdrüssig? Hast nicht auch du das Bedürfnis nach einem Heim und danach Freunde, vielleicht sogar Famile, zu haben, die für dich da sind und auf die du dich verlassen kannst?“
Der Wanderer lächelte verständnisvoll und sprach all-so zu ihnen:
„Ihr lieben Verlassenen, Heimsuchenden und Heimgesuchten; Lasst es mich euch so erzählen: Ich bin mir selber ein Heim geworden und mir ist stets wohl an meiner Stelle. Ich brauche keinen, der für mich da ist, der an meiner Stelle da ist, denn ich verstehe es selbst ganz da zu sein und bin es gerne. All-so beschließe ich zu bleiben und mich nicht zu verlassen. Ihr seht die Sache perfekt überkopf. Einer, der bei sich ist, der sich selbst innewohnt, sich verinnerlicht hat – nennen wir ihn einen, der da ist – der braucht niemanden, der es für ihn ist, niemanden auf den er sich verlassen kann. Viel mehr ist es so, dass einer, der da ist, deswegen da ist, weil er sich nicht verlässt, weil er bleibt. Anders als ihr bin also kein Heimsuchender. Ich habe mein Heim vor langer Zeit gefunden und seitdem nicht mehr verlassen.“
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